Der Tod des Freundes meines Vaters

Wie schon in meinem Blogeintrag „Der wartende Tod“ beschrieben ,lag ein enger Freund meines Vaters im Sterben.

Die Diagnose Krebs wurde erstellt und dann wurde der Krebs „besiegt“ bis er dann wieder zu wuchern anfing.

Arzt und Patient vereinbarten die kleine Lebensverlängernde Maßnahme einer weiteren Chemotherapie.

Am zweiten Tag der Therapie verstarb der Freund meines Vaters nun mit Mitte fünfzig.

Allein schon durch die Diagnose „kleine Lebensverlängerung“ mußte man nun mit rechnen ,das jeder Tag auch der letzte sein könnte.

Obwohl der Tod erwartet wurde ,kam er dann doch ganz überaschend.

Ich denke der Tod kommt immer überaschend.

Mein Vater hat sich lange mit dem Gedanken gequält, ob er seinen Freund nochmal vor die Augen treten soll und kann.

Er wollte diese Entscheidung seinem sterbenskranken Freund überlassen.

Nun kam beiden die Realität der abgelaufenen Zeit zuvor.

Für mein Vater ,trotz der Realität des wartenden Todes doch noch ein schwerer Schlag.

Ich kannte den Freund meines Vaters gut ,aber für mich war er eben „nur“ der Freund meines Vaters und der Vater der Kinder mit denen ich früher auch oft spielte.

Daher hab ich keine Trauerpahse zu überwinden aber auf jeden Fall bringt mich dieses Ereignis ein bisschen zum nachdenken.

Er wird im Leben meines Vaters ein großes Loch hinterlassen und ihm und auch mir wieder bewußt machen wie dünn das System des sozialen Lebens gestrickt ist.

Das Ereignis brachte mich zum Nachdenken ,wie mein eigenes Leben aussieht.

Wie sieht mein Familien und Freundeskreis aus.

Sieht man dann das Loch das der Freund meines Vaters in seinem Leben hinterlassen hat ,dann merkt man sofort ,das mein Vater sich nun im Alter immer mehr allein fühlt.

Meine Großeltern väterlicher seits starben schon vor ein paar Jahren.

Sein einzigster Sohn (ich) hat schon lange ein eigenes Leben in einer eigenen Familie.

Wenn ich mich da in die Postiton meines Vaters reindenke und ich betrachte dazu mein eigenes Leben ,dann wird so einiges klar.

Mein Vater war selber mal Kind mit vielen Freunden.

Dann sterben irgendwann die Eltern und die Kinder verlassen das Haus ins eigene Leben.

Dann geht so manche Freundschaft in die Brüche und ein guter Freund stirbt.

Ich sah mich immer so sicher eingebettet in einem Leben in denen ich immer meine Eltern ,meine eigene Familie und meine Freunde hatte.(Auch wenn ich zu meinen Eltern nicht den besten Draht habe).

Nun muß ich erkennen ,das dieses Netz keinesfalls selbstverständlich und von ewiger Dauer sein muß.

Sind erstmal die Eltern nichtmehr da ,dann fehlt schonmal „oben“ was.Man kann auf seinen gewohnten Rückhalt seiner Eltern nichtmehr zurückgreifen.

Ich habe viele Bekannte aber nur wenige Freunde.(wie so viele).

Eine Ehe ist auch kein Gartant für eine Lebenslange Treue und Beziehung.

Tja und Freunde??

Wie mir bewußt wurde ,kann da auch immer was passieren.

Sei es so dramatisch wie beim Freund meines Vaters oder eben durch Freunde ,die sich immer seltener kontaktieren.

Ein sehr dünnes Lebensgeflecht in dem ich mich befinde ,was mir jetzt aktuell zeigt ,das das Lebensglück auf sehr dünnen Beinen steht.

Mit zunehmenden Alter wird man Verlußte akzeptieren müssen und sich von mehr und mehr Menschen verabschieden müssen.

Schnell droht da die Gefahr ,das die Lücken ,die ein Mensch in seiner Nähe hinterläßt nichtmehr gestopft werden können.

Dann bleibt da eben eine Lücke.

Und wer weis ,vielleicht besteht das ganze Leben irgendwann aus einer Lücke, weil man quasi der letzte Überlebende ist oder sich alle von einem abgewendet haben.

So weit wird es bei meinem Vater noch nicht sein.

Aber es wird sein wie bei einem Stuhl ,bei dem ein Bein wegbricht.

Sicherlich muß man damit nicht auf dem Boden sitzen ,aber einem wird bewußt ,das man auf keiner sicheren Couch sitzt und das der Stuhl doch nicht eine so sichere Sitzgelegenheit ist.

Die Angst vorm Alleinsein ist mir als im Leben stehenden 30 Jährigen noch nicht so präsent ,aber das heißt ja nicht ,das ich davon verschont bleibe.

Mit zunehmenden Alter wird das sicherlich für jeden irgendwann mal eine gewisse Angst werden.

Ab dem Moment ,in dem man bemerkt ,das dieses soziale Netz nicht das ewigste und das Stärktste und Selbstverständlichste ist.

Dazu hört man heute immer öfter von einer Vereinsamung im Alter von dem auch schon bedeutend Jüngere betroffen sind.

Eine zunehmende Singlegesellschaft ändert die Sache sicherlich nich so schnell in ein positiveres Bild.

Weiterhin mache ich mir nach einem (realtiv) jungem Tod auch noch Gedanken darüber ,das das eigene Leben schneller ungewollte Bahnen nehmen kann ,als einem das lieb ist.

Wie es mit mit 70 oder 80 geht ,darüber mache ich mir (noch) kaum Gedanken ,aber Mitte fünfzig ist da altersmäßig schon näher drann.

Und das bedeutet ja noch nichtmal ,das man es soweit schafft.

Das Leben kann jederzeit in Krankheit und Tod (oder eben Isolation)kippen , obwohl es eben noch so froh und Planvoll geführt wurde.

Schnell kamen mir so Gedanken ,wann ich das letzte mal beim Arzt war um mich mal durchzuchecken und „da wird doch nichts böses in mir schlummern“-Zweifel.

Alles hervorgerufen durch das Signal im Umkreis ,das das Leben nun doch nicht unendlich und voller Überaschungen ist.

Mein Vater wird eine schwere Zeit vor sich haben und ich kann ihn mur vermehrt an meinem Leben und dem Leben meiner Kinder teil haben lassen um ihn ein wenig abzulenken.

Meine Frau ist mit unserem zweiten Kind schwanger.

Ich glaube das muntert ihn ein bisschen auf und reißt ihn ein wenig aus den Ängsten.

Leben kommt und Leben geht….Das Leben ist eben so.

…in diesem Sinne…Danke fürs Lesen…

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