Spielsüchtig

Ich spiele gelengentlich das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“.
Mal an drei Tagen hintereinander je 6 Stunden, mal einmal die Woche 3 Stunden und mal Monate garnicht.
Es ist ein Spiel, ein Spiel das Spaß mach, ein Spiel zu dem ich auch Lust und Zeit haben muß.
Im letzten Sommer präsentierte ich dieses Spiel einer Freundin.
Sie meldete sich an und begann zu spielen, mit fatalen Folgen.
Schnell war sie für dieses Spiel Feuer und Flamme, wie wohl jeder, der das erstmal für sich entdeckt.
Aber bei den meisten läßt die Spielebegeisterung auch irgendwann wieder nach, spätestens wenn das richtige Leben ruft, hat man dann auch erstmal die Schnauze voll und kann es erstmal nichtmehr sehen.

Bei dieser Freundin hingegen, ist dieser Anfangshype selbst nach mehr als einem halben Jahr ungebrochen und hat sich eher noch verstärkt.
Schon lange hat sie meinen Charakter ,den ich seit zwei Jahren spiele in Stärke und Rang überholt.
Man kann sagen, das das Spiel mitschuld am Scheitern ihrer Beziehung ist.
Ihre normalen sozialen Kontakte müssen immer mehr ihren virtuellen Kontakten weichen.
Ich bekomme mit, das sie in ihrer Freizeit auch mal 18-20 Stunden an diesem Spiel hängt und das mehrere Tage hintereinander.
Ich sehe, das sie mitlerweile fast ausschließlich vor diesem Game sitzt.
Ich beobachte, wie die virtuelle Spielewelt andere Prioritäten ihres Lebens einholt.

Sie hat sich abgekapselt.
Vor drei Wochen habe ich nach einer ganzen Weile mit ihr wieder ein Gespräch.
Sie konnte sich nur noch über Spieleinterne Dinge unterhalten.
Es scheint, das sie keinen Geprächsbedarf für Themen hat ,die die normale Welt tangieren.

Im realen Leben ist sie immer weniger.
Freunde werden abserviert, Kontakte eingefrohren……in der virtuellen Welt gewinnt sie gleichzeitig immer mehr Freunde, Ruhm, Anerkennung……..klare Realitätsflucht.

Gestern war sie mit ihrer „Besten“ und einzigsten Freundin unterwegs.
Eine Verabredung die sie schon vor langer Zeit getroffen hatten.
Sie kam zu dieser Verabredung, aber man merkte, das sie sich das Treffen mit ihrer Besten Freundin heute eher als „ans Bein gebunden“ empfindet.
Zwischen den Beiden gabs keine Kommunikationsgrundlage außerhalb dieser Spielewelt.
Alle Realen Themenvorschläge wurden sofort direkt auf das Spiel bezogen, so absurd das auch ist.
Als würde man übers Wetter schimpfen und als Antwort bekommen ,das es in der Spielewelt letztens auch geschneit hat.

Sie versinkt in ihrer Sucht, und es scheint mir sie scheint sich in der künstlichen Welt viel wohler zu fühlen.

Schade,aber kein Einzelfall.

Tags: , , ,

No Responses to “Spielsüchtig”

  1. Moewenherz sagt:

    Nein, kein Einzelfall. Bei mir im „Freundeskreis“ gabs gleich ein Doppelpack eines solchen Falles, zwei Schwestern.
    Die Eine hat „nur“ um die 20kg zugelegt, und es ansonsten nach einem Auslandsaufenthalt geschafft, wieder einigermaßen zu leben (trotzdem ein Char innerhalb Rekordszeit auf Level 80!!), die Andere ist unglaublich..
    Sie hat total den Realitätsbezug verloren, selbst, wenn sie weniger spielt, lügt sie sich mittlerweile die Realität zurecht und manipuliert zwischenmenschliche Beziehungen.
    Im Sommer hat sie absichtlich die Beziehung zwischen D. und ihrem Freund (ehemals beste Freunde) eingeschränkt, damit ihr Freund nicht von mir erfahren sollte, dass sie nicht eine einzige Klausur geschrieben hat, sich während der ganzen Woche nicht gewaschen hat, und die Wohnung in seiner Abwesenheit (Wochenenbeziehung!) zu einer dreckigen Müllhalde verkommen ließ, und ansonsten üble Ausraster bekam, in denen sie sowohl verbal als auch körperlich ausfällig wurde.

    Jetzt hat sie trotz anfänglich sehr guter Noten ihr Studium geschmissen, wobei weder sie noch ihre Familie über irgendwelche finanzielle Mittel verfügen, um irgendwas zu richten..bis zum Auszug ihrer Schwester Anfang diesen Monats ließ sie sich von dieser (Bafögempfängerin, geht dazu 400Eurojobben) Miete und Essen finanzieren, und schob ihr regelmäßig die Schuld für ihr total verkorkstes Leben in die Schuhe.

    Jetzt hat ihr Freund sie aufm Buckel.
    Ich selbst hab den Kontakt sowohl zum Freund ( der wirklich absichtlich nicht hingesehen hat!!) und zu den beiden Schwestern abgebrochen.
    In Zeiten ohne Wow waren sie lustige Menschen, mit denen man mal einen Spieleabend verbringen konnte, doch jetzt wird gelogen, was das Zeug hält..
    Süchtige sind eine Katastrophe, diese beiden ganz besonders.

  2. Marcothien sagt:

    Hört sich alles sehr destruktiv an, wie bei jeder Sucht eben.
    Ich denke als Außenstehender kann man da nicht viel machen, solange es der Betroffene nicht einsieht.

  3. Moewenherz sagt:

    Und daher ziehe ich mich zurück..

  4. Yitu sagt:

    Spiele mit meiner Freundin 2-3 Abende die Woche 2-3 Stunden… Zu WoW-Raidzeiten war es mehr. Aber irgendwann ists auch gut…

  5. Marcothien sagt:

    Dagegen kann man nichts sagen.
    Auch ich spiele mal lange ganze Raids durch, macht ja auch Spaß..aber dennoch sind die alltäglichen Dinge des Realen Lebens keine Quests.