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Abschied auf Raten

Sonntag, Januar 31st, 2021
Mit fast 19 Jahren war unsere Familienkatze schon lange in einem Alter, bei dem wir schon lange wußten, das er nicht mehr lange bei uns sein kann. Die Alterserscheinungen wurden immer schneller immer deutlicher und gerade die letzten zwei Wochen, in der er komplett taub und fast blind wurde, nahmen dem Tier offensichtlich jede Lebensfreude. Die Demenz, die schon lange an ihm nagte schien in der Nacht auf Freitag nochmal einen großen Schub zu nehmen, denn er trottete in einer ständigen Umruhe nur noch im Kreis und da wußten wir, es ist auf jeden Fall an der Zeit ein Tierarzt hinzuzuziehen und uns war eigentlich klar, das in diesem Stadium keine Heilung mehr geben kann. Wer weis, was da noch für gesundheitliche Fallen und Schmerzen auf ihn unmittelbar gewartet hätten oder wie sehr das Tier schon jetzt gelitten hat, entschieden wir uns gestern dazu, das Tier zu erlösen, was auch der einzigste Rat des Tierarztes war. Da wir den Tierarzt hier hatten, konnte er praktisch zu Hause umrundet von uns aus dem Leben treten und wir mußten ihm nicht den Stress antun, mit ihm in eine Tierarztpraxis zu fahren. Auch wenn es „nur“ eine Katze war, so war es doch sehr lange ein Mitglied der Familie und nach fast 19 Jahren auch unser erstes „Kind“. Die Kinder kennen bisher nur ein Leben mit ihm und somit sind wir an diesem Wochenende in tiefer Trauer um den Stubentieger, was wohl nur nachvollziehen kann, wer selbst lange ein Haustier in der Familie hatte. Obwohl wir uns absolut sicher sind, den richtigen Zeitpunkt abgepasst zu haben um ihm weiteres Leid und diese absolute Orientierungslosigkeit zu ersparen, bleibt der bittere Beigeschmack ihn ja trotzdem irgendwie bewußt aus seinem Leben geworfen zu haben, aber ich denke, wer sich ein Haustier anschafft, trägt auch die Verantwortung für ihn und alles andere wäre kurz aufschiebend und leidend gewesen. So kreisen heute unsere Gedanken ständig um ein Tier, und nun kommen auf einmal die ganzen Momente wieder, in denen er mir immer wieder aufgefallen ist oder was man so mit ihm erlebt hat. Bei diesen Gedanken bemerke ich nun , wieviel Weg meines Lebens wir auch zusammen verbracht haben. Da es sich schon lange anbahnte, hatte man sich irgendwie schon mit den Gedanken abgefunden, das es irgendwann demnächst zu Ende gehen wird, aber wenn dann der Moment da ist, ist doch alles ganz plötzlich. Auch wenn es wohl die richtige Entscheidung war, so starren wir alle seit dem auf die Lücke, die er hinterlassen hat.